1. Home
  2. Lesbisch/schwule Literatur
  3. Mikita Franko: Die Lüge (2022)
Mikita Franko: Die Lüge (2022) 7.0

Mikita Franko: Die Lüge (2022)

0

Zwei Väter und ein überforderter Junge im homophoben Russland

7.0

Mikita Franko hat in seinem Roman das Leben in einer Regenbogenfamilie beschrieben, die wie andere Familien auch alles gibt, um Kindern ein sorgloses Aufwachsen zu ermöglichen. Und doch ist durch die homophobe Gesellschaft alles anders. Man wird mitgerissen in die Freuden und Abgründe dieses Lebens aus Sicht des Kindes, das nicht auffallen und ganz normal wie alle andern Kinder leben möchte. Und nicht kann.

Birgit Jarchow7.0
Reader Rating: ( 1 vote ) 6.5

Mikita Franko geht in seinem autobiografischen Debüt-Roman DIE LÜGE der Frage nach, was es mit einem Kind macht, in Russland zu Beginn der 1990er Jahre mit zwei Vätern aufzuwachsen und dann selbst die eigene Homosexualität zu entdecken.

Titel: Die Lüge
OT: Дни нашей жизни (deutsche Übersetzung: Tage unseres Lebens)
AKA: The days of our lives · Dni naszego zycia
Autor: Mikita Franko
Genre: Jugendroman
Thematik: schwul, bi, Regenbogenfamilie, Homophobie, (lesbisch), (Coming-Out), alle Themen
Originalsprache: Russisch
Übersetzung: Maria Rajer
Erstveröffentlichung: 1. Januar 2020
Veröffentlichung der deutschen Übersetzung: 03. Mai 2022
Formate: Gebundenes Buch, Taschenbuch, eBook, Hörbuch, Audio-CD
Gebundene Ausgabe: 384 Seiten

Mikita Franko: Die Lüge (Roman 2022) Taschenbuch kaufen, eBook, Kindle, schwule Literatur, LGBT-Roman

Mikita Franko: Die Lüge (Roman 2022) eBook kaufen, Kindle, Download, schwule Literatur, LGBT-Roman, Homosexualität in der Literatur, Transsexualität in der Literatur

Mikita Franko: Die Lüge (Roman 2022) Kindle kaufen, eBook, Download, schwule Literatur, LGBT-Roman, Homosexualität in der Literatur, Transsexualität in der Literatur

INHALT VON DIE LÜGE
Mikita wird nach dem Tod seiner Mutter von seinem Onkel adoptiert, er ist fünf Jahre alt. Mit Slawa und dessen Partner Lew genießt er eine fröhliche Kindheit. Aber mit der Einschulung beginnt das Versteckspiel, das Lügen. Wenn Besuch kommt, müssen Fotos weggeräumt, in Aufsätzen müssen Dinge verschwiegen oder erfunden werden, und Mikita schlagen Vorurteile entgegen. Er verliert seinen Frohsinn, wird wütend, aggressiv, depressiv.

Erst die Freundschaft mit einem Jungen aus dem Waisenhaus beruhigt ihn. Und dann merkt er, dass er sich zu Jungs hingezogen fühlt. Ausgerechnet! Er beschuldigt sich, zum Beweis für die Propaganda geworden zu sein, die behauptet, gleichgeschlechtliche Paare würden homosexuelle Kinder großziehen. All seine Versuche, sich in Mädchen zu verlieben, scheitern. Es wird noch dauern, bis Mikita Frieden mit sich selbst und seiner Sexualität findet.

Die Lüge von Mikita Franko (2022) -- Roman als Gebundenes Buch, Taschenbuch, eBook, Hörbuch, Audio-CD

ZUM AUTOR
Mikita Franko wurde 1997 in Pawlodar, Kasachstan, in eine Familie geboren, die seit Generationen Ärzte hervorbringt. Im Alter von drei Jahren hat er lesen gelernt, mit vier schreiben. Seither liest und schreibt er. Franko hat das Medizinstudium schnell an den Nagel gehängt und versteht sich als Akyn, als einen kasachischen Volksdichter, der politische Themen verhandelt. Er sagt von sich selbst, er ertrage keine Langeweile, was ihn zwinge, sich dauernd etwas einfallen zu lassen. Er schreibt über alles, was er sieht. Zurzeit lebt Mikita Franko in Moskau.

Mikita Franko: Die Lüge (2022) | Schwuler Roman als Gebundenes Buch, eBook, Hörbuch, Audio-CD
© Hoffmann und Campe Verlag

KRITIK ZU DIE LÜGE
[Birgit Jarchow] Dass es überhaupt noch so etwas wie einen Pride Month braucht, zeigt der russische Autor Mikita Franko in seinem stark autobiografischen Roman DIE LÜGE. Denn so selbstverständlich wie Gleichberechtigung und Toleranz in unserer westlichen Welt scheinen, sind sie es in der Realität leider immer noch nicht.

Mikita verliert seine Mutter im Alter von fünf Jahren. Er wächst dann bei seinem Onkel Slawa und dessen Partner Lew, der Arzt ist, auf. Beide versuchen mit viel Liebe und Zuneigung, dem Jungen ein harmonisches Zuhause zu geben. Das ist in einem homophoben Russland, noch dazu in einer kleineren Stadt, alles andere als einfach. Dabei stoßen sie immer wieder an ihre eigenen, aber auch und besonders an gesellschaftliche Grenzen. So muss Miki früh lernen, die Wahrheit über seine Väter geheim zu halten und zu lügen. "Hier, zu Hause, sind wir in Sicherheit. Hier ist alles gut, hier haben wir nichts zu befürchten. Aber vor anderen Menschen können wir uns nicht so verhalten wie zu Hause. Du darfst niemandem erzählen, wie wir leben." Am Anfang scheint die Situation auch für Miki überschaubar zu sein. Es gibt viele innige, glückliche und lustige Momente. Aber mit dem Schulanfang wendet sich das Blatt.

Das permanente Lügen in der Schule, bei Freunden und in Behörden überfordern den Jungen zunehmend. Fotos werden weggeräumt, wenn Besuch kommt, Aufsätze werden erdichtet, Vorurteile schlagen Miki entgegen, immer wieder gibt es Erklärungsnot der beiden Väter, die ebenfalls verzweifeln, doch bedingungslos zu dem Jungen halten. Je älter er wird, desto mehr gerät er in Wellen aus Wut, Hass, Resignation. Er schlägt zu, er beleidigt und beschimpft seine Väter und findet keinen Ausweg aus dem Leben mit der Lüge.

Man sieht das Elend förmlich herankommen – und es kommt. Mikis Kindheit und Jugend, seine Selbstzweifel und -findung erlebt der Leser hautnah mit. Es gibt einige dramatische Wendungen, an denen er fast scheitert und die berührend sind. So verliebt er sich beispielsweise in ein Mädchen, die sich als lesbisch outet und den Kontakt zu ihm abbricht. Miki versteht die Welt nun gar nicht mehr. Alles wird ihm zu viel, er verliert die Kontrolle und wird depressiv. Erst durch die Begegnung mit einem kleinen Waisenjungen in einem Kinderheim kommt Bewegung in die düstere Gedankenwelt von Miki.

Mikita Franko hat in seinem Roman das Leben in einer Regenbogenfamilie beschrieben, die wie andere Familien auch alles gibt, um Kindern ein sorgloses Aufwachsen zu ermöglichen. Und doch ist durch die homophobe Gesellschaft alles anders. Man wird mitgerissen in die Freuden und Abgründe dieses Lebens aus Sicht des Kindes, das nicht auffallen und ganz normal wie alle andern Kinder leben möchte. Und nicht kann.

ÄHNLICHE BÜCHER WIE DIE LÜGE*

tags:

LEAVE YOUR COMMENT

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.