Rift (2017)
Geheimtipp!
Nur 15 Tage benötigte das Team um Regisseur Erlingur Thoroddsen (Child Eater), um diesen im besten Wortsinne fesselnden Beziehungs-Horrorfilm abzudrehen. Im Mittelpunkt der Handlungen stehen Gunnar (Björn Stefánsson) und Einar (Sigurður Þór Óskarsson), die einmal ein Paar waren und dann irgendwie in einer On-Off-Geschichte landeten. Gunnar lebt bereits in einer neuen Beziehung, als er eines Nachts einen kryptischen Anruf von Einar erhält, der ihn dazu bewegt, sofort aufzubrechen und zu ihm zu fahren.
Es scheint etwas zwischen den beiden zu geben, das noch nicht erledigt ist. Einar hat sich in einen denkbar entlegenen Winkel Islands zurückgezogen, wo seine Familie ein Ferienhaus besitzt. Schon kurz nach Gunnars Eintreffen kracht es zwischen den beiden gewaltig, alte Eifersüchteleien köcheln hoch, Einar scheint getrunken zu haben. Nachdem sich beide etwas beruhigt haben, wird der Ton freundlicher, man schwelgt in Reminiszenzen. Doch irgendwas ist komisch. Bedrohliche Geräusche in wachsender Intensität erschrecken die beiden, und da ist eine mysteriöse Gestalt in Rot – real oder Fantasie? –, die offenbar ins Haus will...
Ein subtil arbeitender Schocker, der sich freimütig bei Klassikern wie THE HAUNTING (Regie: Robert Wise) und DON'T LOOK NOW (Regie: Nicolas Roeg) bedient und ganz von seiner unterschwellig bedrohlichen Atmosphäre lebt. RIFT kommt vergleichsweise langsam zur Sache, und das Ende wird sicherlich viele Zuschauer unbefriedigt zurücklassen, da es die wichtigsten Fragen zugunsten eines unerklärbaren und unlösbaren Schreckens unbeantwortet lässt. Dass die Protagonisten schwul sind, wird nicht weiter thematisiert und tut erfrischenderweise auch nicht wirklich was zur Sache – eine unspektakuläre Selbstverständlichkeit.
In den vergangenen Jahren gab es einige interessante Thriller-Beiträge aus Island. Die üppige
Kargheit der Landschaft bietet der Fantasie großzügige Projektionsflächen. THE JUNIPER TREE (Regie: Nietzchka Keene), ein vergessenes Kleinod aus den 1990ern, weidete sich förmlich an der
geheimnisvollen Schönheit Islands, um eine Gruselmär über die dunklen Kräfte der Magie zu
erzählen. In RIFT wird das Setting zu einer Figur an und für sich. Das Haus inmitten der Leere wirkt wie ein Gespenst. Kaum eine der durchweg guten Kritiken, die keine lobenden Worte für die
atemberaubend schönen Bilder des US-amerikanischen Kameramanns John Wakayama Carey
(ACROSS THE SEA) fand.
Perfekte Kadragen, souverän komponiert und dynamisch geschnitten, herrliche Perspektiven, beinahe meditative Fahrten: Rift ist ein visueller Film, den man mit den Frühwerken Peter Greenaways vergleichen möchte. Für Cineasten ein absolutes Muss!