
Queer (2024)
☆☆☆☆☆
FILM BEWERTEN (DRAMAqueen USERaward 2025)
QUEER folgt einem gestrandeten Autor (Daniel Craig) im Mexiko der 1950er Jahre, der sich Hals über Kopf in einen jüngeren Ex-Soldaten (Drew Starkey) verliebt und mit ihm zu einer halluzinatorischen Reise durch Südamerika aufbricht.
OT: Queer
AKA: Квир
Drama (Italien/ USA)
Thematik: schwul, bi, Altersunterschied, alle Tags
Laufzeit: 1 Stunde 50 Minuten
Premiere: 3. September 2024 (Internationale Filmfestspiele von Venedig)
Stream/DVD/Blu-Ray-Release: 31. Juli 2025
Sprache: Deutsche Synchronisation (OV: Englisch, Spanisch, Französisch)
FSK 16
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SENDETERMINE VON QUEER
LETZTE FREE-TV-AUSSTRAHLUNGEN
Bislang keine Ausstrahlung im Fernsehen
SCHWULE FILME + SERIEN IM FERNSEHEN + IN DEN MEDIATHEKEN
LGBTVtipps der Woche
Mit Daniel Craig (William
Regie: Luca Guadagnino ♂♂
Drehbuch: Justin Kuritzkes
Nach einem Roman von William S. Burroughs
♂♂ schwul · ♂♂♀ bi
HANDLUNG VON QUEER
1950: William Lee (Daniel Craig), ein amerikanischer Expat in Mexiko-Stadt, verbringt seine Tage fast ausschließlich allein, abgesehen von einigen wenigen Kontakten zu anderen Mitgliedern der kleinen amerikanischen Gemeinde.
Seine Begegnung mit Eugene Allerton (Drew Starkey), einem ehemaligen Soldaten, der neu in der Stadt ist, lässt ihn zum ersten Mal daran glauben, endlich eine intime Beziehung zu jemandem aufbauen zu können.
QUEERmdbFAQs
William S. Burroughs schrieb seinen Kurzroman QUEER bereits Anfang der 1950er Jahre, kurz nach dem tragischen Tod seiner Frau Joan Vollmer, die er versehentlich erschoss. Der Text ist nicht nur ein Zeugnis schwulen Begehrens, sondern auch von Schuld, Verlust und Selbstentfremdung geprägt.
Offiziell erschien QUEER erst 1985, lange nach Burroughs’ literarischem Durchbruch mit NAKED LUNCH, und entwickelte sich zu einem bedeutenden Werk der modernen US-amerikanischen Literatur - insbesondere der queeren und Beat-Literatur.
Protagonist Lee ist ein Alter Ego von Burroughs, was Luca Guadagnino durch die Umbenennung in "William" aufgreift. Zugleich betont der Regisseur, dass sein Film keine werkgetreue Adaption des Romans, sondern eine Interpretation mit eigenen Akzenten ist.
„Wie kann ein Mensch, der sieht und fühlt, anders als traurig sein?“, fragt sich William Burroughs im letzten Eintrag seines persönlichen Tagebuchs vor seinem Tod. Bei der Adaption seines zweiten Romans (...) haben wir versucht, auf diese düstere Anrufung der großen Ikone der Beat-Generation zu antworten. Lee liebt Allerton, Allerton liebt Lee, und sie werden es schaffen, sich zu begegnen – trotz aller Fehltritte und Ängste, die auf beide in ihrer pikaresken Reise durch Südamerika einwirken, wie sie im Geiste Burroughs’ entworfen ist.
[Luca Guadagnino]
QUEERmdbFAQs: "QUEER" IM WANDEL DER ZEIT
Das Wort queer war lange ein Schimpfwort für Dinge oder Menschen, die von der Norm abwichen, vor allem für schwule Männer. In den 1950er Jahren, als Burroughs den Roman schrieb, wurde queer noch fast ausschließlich abwertend verwendet. Der Titel war in dieser Zeit provokativ und mutig, weil er das Schimpfwort als Selbstbezeichnung nutzte - eine Aneignung, mit der Burroughs seiner Zeit voraus war.
Erst in den 1980er Jahren begannen LGBT-Aktivist:innen, das Wort positiv umzudeuten und zurückzuerobern, um sich bewusst gegen Marginalisierung zu positionieren. Etwa durch die LGBT-Organisation Queer Nation und den Slogan: "We’re here, we’re queer, get used to it!".
Mit der Entstehung der Queer Theory und der mit ihr einhergehenden Kritik an binären Geschlechterkategorien und der Betonung von Fluidität, Mehrdeutigkeit und Nicht-Normativität, wurde queer zu einem Sammelbegriff für alle, die sich außerhalb heteronormativer oder binärer Gender- und Sexualitätsnormen verorten.
Heute nutzen viele jüngere LGBTQ+-Menschen queer bewusst als positive, nichtbinäre Selbstbezeichnung, oft mit politischem Anspruch. Der Begriff hat sich aber auch als Synonym für schwul, lesbisch, bi, trans und inter etabliert und ermöglicht es, sich nicht auf eine einzelne Kategorie festzulegen.
Einige - vor allem ältere Generationen - empfinden den Begriff wegen seiner Geschichte weiterhin als verletzend. In unserer internationalen Facebook-Gruppe wird die Verwendung von queer als Umbrella-Term regelmäßig kritisch diskutiert und mit dem N-Wort verglichen, das ebenfalls von Schwarzen reclaimt wurde. Hier besteht jedoch der Konsens, dass es als Außenzuschreibung rassistisch ist und deshalb abgelehnt wird.
QUEERmdbFAQs: LUCA GUADAGNINO
Der italienische Filmregisseur, Drehbuchautor und Produzent Luca Guadagnino, geboren 1971 in Palermo (Sizilien), aufgewachsen in Äthiopien, studierte Filmgeschichte an der Universität La Sapienza in Rom. Guadagnino erlangte internationale Bekanntheit mit dem queeren Liebesdrama CALL ME BY YOUR NAME (2017), das ihm eine Oscar-Nominierung für die beste Regie einbrachte. Auch für seinen Hauptdarsteller Timothée Chalamet war der Film ein Wendepunkt und katapultierte ihn von einem vielversprechenden Nachwuchsschauspieler zum international gefeierten Star. Chalamet wurde 2018 für den Academy Award als Bester Hauptdarsteller nominiert - als einer der jüngsten Nominierten aller Zeiten in dieser Kategorie. Damit trat er in eine Reihe mit Größen wie Marlon Brando und James Dean.
2021 drehte Guadagnino einen weiteren Film mit Chalamet: das Horrordrama BONES AND ALL (2022)*, in dem ein Hetero-Paar im Vordergrund steht, eine queere Szene aber wegen ihrer Brutalität und Ambivalenz besonders in Erinnerung bleibt. Der Protagonist hat ein Sexdate mit einem Mann, dem er kurz nach dessen Höhepunkt die Kehle aufschlitzt. Anschließend verspeist er ihn zusammen mit seiner Freundin. Dies erinnert an den französischen Thriller AMERICAN TRANSLATION (2011), nur dass der Killer dort eindeutig bi ist - im Gegensatz zu Guadagninos Figur, bei der unklar bleibt, ob das Date lediglich ein Vorwand war, um das Opfer allein zu treffen.
Die meisten Filme inszenierte Luca Guadagnino mit LGBT-Ally Tilda Swinton. Nach seinem ersten Langfilm mit ihr in der Hauptrolle, THE PROTAGONISTS (1999)*, folgten der Doku-Kurzfilm TILDA SWINTON. THE LOVE FACTORY (2002), das Oscar-nominierte Drama I AM LOVE (2009)*, das lose an Jacques Derays THE SWIMMING POOL (1969) angelehnte Psychodrama A BIGGER SPLASH (2015)* und zuletzt das provokante, mit 28 Festivalpreisen ausgezeichnete Horror-Remake SUSPIRIA (2018)*.
Guadagninos kommerziell erfolgreichster Film ist das erotisch aufgeladene Tennisdrama CHALLENGERS (2024)*, das mit einem intensiven Kuss von Josh O’Connor und Mike Faist überrascht. Allein in Deutschland hatte die italienisch-US-amerikanische Koproduktion knapp 400.000 Kinobesucher:innen.
Die Resonanz auf QUEER fiel hingegen deutlich zurückhaltender aus. Hierzulande blieb die Zahl der Zuschauer:innen unterhalb der Marke von 100.000, und auch weltweit konnte das Drama seine Produktionskosten bei Weitem nicht einspielen. Daniel Craig selbst erwähnte, dass es nicht das gewünschte Werbebudget gab, was es erschwerte, den Film einem breiteren Publikum bekannt zu machen. Ob sich das mit dem internationalen Streaming-Start noch ändert, bleibt abzuwarten.
Das verweist auch auf ein strukturelles Spannungsfeld: Während queere Themen zunehmend im Mainstream angekommen sind, bleibt explizit queeres Arthouse-Kino wie QUEER weiterhin ein Nischenphänomen - oft gefeiert von Kritik und Festivaljurys, aber mit begrenztem kommerziellem Echo.
© Fremantle North America/ The Apartment/ Frenesy Film Company/ MUBI
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